Dienstag, 12. November 2024

Marian Engel: Bär

Buchinfo

Seit fünf Jahren arbeitet Lou in einem Archiv, vergraben wie ein Maulwurf zwischen vergilbten Papieren und staubigen Akten. Als sie den Auftrag erhält, in einem verlassenen Haus auf einer Flussinsel den Nachlass eines Colonels aus dem 19. Jahrhundert zu katalogisieren, stürzt sie sich voller Begeisterung in die neue Aufgabe. 

Dass dazu auch das Füttern eines Bären gehört, damit hat sie allerdings nicht gerechnet. Aber der erste Schreck weicht bald einer unerklärlichen Faszination und Zuneigung zu dem halb zahmen Bären, bis der Bär und die Bärenlegenden, die die Familie des Colonels gesammelt hatte, ihre Fantasie vollkommen beherrschen. Einen Sommer lang erforscht Lou die Grenzen ihrer Lust und ihrer eigenen Leidenschaften.


Buchbeginn

Im Winter lebt sie wie ein Maulwurf, tief vergraben in ihren Papieren und wählte zwischen Karten und Manuskripten. Sie wohnte nicht weit von ihrem Büro und erledigte ihre Einkäufe auf dem Weg zum Institut, eilte hastig, ohne Zeit zu verlieren, durch den Schlauch des Winters von Zufluchtsort zu Zufluchtsort. Sie mochte die kalte Luft auf ihrer Haut nicht.

Ihr Zimmer im Keller des Instituts lag dicht bei den Heizungsrohren und war schützend gesäumt von Büchern, hölzernen Aktenschränken und uralten, vergilbten, gerahmten Fotografien von Menschen und Orten, die man dort nicht erwartet hätte. General Booth und die Heimatstadt von irgendjemandes Großmutter, Frankreich aus der Luft im Jahr 1915, Gruppenbilder von Sportlern und Frontsoldaten; Dinge, die Leute ihr brachten, weil sie nichts zurückwies, weil es ihr Beruf war, alles aufzubewahren.

 

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